Freitag, 23. November 2007

Eine Schule für alle

Ich weiß nicht warum, aber aus irgendeinem Grund stehen in der ganzen Stadt seit Wochen (Monaten?) Wahltafeln mit lustiger Parteiwerbung herum, säumen alle Wege mit unsympathischen Gesichtern und schwachsinnigen Parolen, und fallen höchstens dadurch auf, dass weit und breit keine Wahl zu sehen ist. Mir ist zumindest nicht bewusst dass ich in näherer Zukunft irgendetwas wählen dürfte. Wie dem auch sei, nun säumen diese großartigen Werbebotschaften eben meinen täglichen Weg, und es ist kaum zu verhindern dass ich - völlig unbeabsichtigt und unterbewusst - deren Botschaften lese. Wahrscheinlich ist das die neue Masche. Man platziert die Werbung, lässt sie so lange stehen bis sich alle Welt an sie gewöhnt hat und sie nicht mehr bewusst wahrnimmt, und fügt dann irgendwo unauffällig ein "wähl mich!" ein, das niemandem auffällt, sich aber im Unterbewusstsein fest verankert, und am letztendlichen Wahltag den Stift geradezu fernsteuert um die richtige Partei zu wählen. Dumm nur, wenn es alle machen, das kann ja dann nicht funktionieren. Vielleicht soll das Unterbewusstsein die subtile Änderung aber auch einfach nur registrieren, und dem restlichen Hirn dann mitteilen dass etwas nicht stimmt, man bleibt stehen und richtet seine volle Aufmerksamkeit auf die Werbetafel, gelangt zu der Überzeugung dass die beworbene Partei großartig und deren Kandidaten ungemein geeignet sind, und wählt sie dann.
Einige der besagten Parolen fallen aber auch ganz ohne unterschwellige Gedankenmanipulation auf, allen voran der die Überschrift zierende Leitspruch der PDS (oder Die Linke.PDS, oder wie auch immer die SED neuerdings heißt).
Soso, eine Schule für alle also. Für alle was? Kommunisten? Marsianer? Bundesbürger? Das müsste aber ein recht großes (sprich: teures) Gebäude sein. Aber Geld spielt bei den Sozialisten ja keine Rolle.
Eine einzige einheitliche Schulform können sie jedenfalls nicht meinen, das wäre ja geradezu phänomenal - nach der neuen Rechtschreibung schreibt sich das sicher fenomenahl - dämlich. Ich forsche nach. Keine Lust Google zu bemühen, also gehe ich blindlings auf PDS.de - das war es schonmal nicht. SED.de führt auch nicht weiter, also doch Google, richtige Seite gefunden (die selbstverständlich nicht verlinkt wird, sonst färbt der Sozialismus noch auf meinen Blog ab ich will ja unparteiisch und überparteilich bleiben), deren interne Suche bemüht - sie wollen tatsächlich eine "Gemeinschaftsschule" schaffen. Ich applaudiere ihrem Scharfsinn und ihrer Weitsicht, werte Herrschaften des linken Flügels. Eine Schule für alle, das ist eine großartige Idee. Dann kommen also die dummen Kindern mit den intelligenten zusammen, die Armen mit den Reichen, die Inländer mit den Ausländern. Immerhin demokratisch. Dumm nur, dass sich das Lerntempo immer dem schwächsten Glied der sprichwörtlichen Kette wird anpassen müssen - man kann die Latte also schon einmal eine ganze Ecke hinunterschrauben. Und damit will ich selbstverständlich nicht sagen dass alle die nicht aufs Gymnasium gehen Vollidioten sind. Keineswegs, denn das hieße schließlich im Umkehrschluss dass auf Gymnasien keine Vollidioten gehen, was so ganz bestimmt nicht zutrifft. Allerdings sind die Mindestanforderungen des Gymnasiums etwas höher als die der anderen Schulformen, ergo fallen mehr von den Doofen die auf selbige Gymnasien gehen möchten durch das Raster - dass einige Kluge aus den anderen Schulformen gar nicht erst die Möglichkeit bekommen sich an diesem Raster zu erproben ist ein ganz anderes Problem -, Lerntempo und Anspruch sind höher, der allgemeine Bildungsstand steigt. Nicht so weit als dass angehende Abiturienten einen Text fehlerlos vorlesen könnten, aber das erwähnte ich ja bereits.
Natürlich ist eine schulische Bildung bei der jeder nach seinen persönlichen Befähigungen optimal unterrichtet wird völlig utopisch, das ist aber noch lange kein Grund das aktuelle System, so schlecht es auch sein mag, weiter zu verschlimmbessern. Denn mit einer einheitlichen Schule ist niemandem geholfen. Die Dummen bleiben dumm, die Klugen klug. Und entweder bekommen die Dummen grottenschlechte, und die Klugen einigermaßen gute Noten, oder die Dummen bekommen einigermaßen gute, die Klugen international belächelte und völlig wertlose ausgezeichnete Noten - denn eine einheitliche Schule müssen auch alle erfolgreich abschließen können, da werden die Standards automatisch gesenkt.
Und wohin das führt, wenn intelligente Menschen von ihren frustrierten, evolutionsresistenten Mitschülern ausgegrenzt werden, das wissen wir ja alle...

3 Kommentare:

Madse hat gesagt…

Bloss gut, dass ich noch nich waehlen darf. Aber selbst aufm Gymnasium gibts immer noch genug Deppen, Flachpfeifen und Hirnschwaemme. Unser Schulsystem ist schon brauchbar wie es ist. Und selbst wenns das nich waere, es ist das einzige was wir haben.

aworldtocome hat gesagt…

Finde ne allgemeine Schule für alle die dämlichste Idee seit der Neuen Rechtschreibung. Schließlich hätte ich als Gymnasiast keine Lust die ganze Zeit mit Hauptschul-Niveau Leuten auf eine Schule zu gehen.

Aber bis die das durchkriegen betrifft es mich eh net mehr.

Flo_the_G hat gesagt…

Würde ich so denken, bräuchte ich mir darüber ja auch gar keine Gedanken machen - aber wenn die das durchkriegen, dann wird die nächste Generation aller Wahrscheinlichkeit noch schlimmer als die Fraktion der Hosen auf Halbmast-Träger, der auf dem Kopf balancierten Kappen die mehr durch guten Willen denn durch Schwerkraft sitzen bleiben, und der MP3-Handys.
Vielleicht ist nach Kanada auswandern ja doch keine so doofe Idee...