BILDung
Wie kommt es eigentlich, dass das ganze Land sich darüber einig zu sein scheint dass "die Jugend von heute" so schlimm ist wie nie zuvor, verwöhnte Grundschüler allerorts mit ihren Handys angeben, aus selbigen Handys in öffentlichen Verkehrsmitteln die scheußlichste Musik auf voller Lautstärke schallt, man den Nachwuchs kaum noch versteht weil jedes zweite Wort "ey", "Alder", "Mann", oder ein beliebiges Schimpfwort ist, und es Schulen gibt in denen die Lehrer Angst vor ihren Schülern haben (Stichwort Rütli-Schule in Berlin), aber trotzdem niemand darauf kommt dass die Schuld daran unter Umständen die "Erziehungsmethoden" tragen die heutzutage in Schulen zur Anwendung kommen?
Es soll ja Zeiten gegeben haben, da herrschte in der Schule Disziplin und Ordnung, die Schüler waren ruhig wenn sie nichts zum Unterricht beizutragen hatten, Störenfriede wurden vor die Tür gesetzt, und die Lehrer konnten den Lehrplan ohne größere Abweichungen befolgen. Dann kamen auf einmal die Schlaumeier aus ihren Löchern gekrochen und meinten, man könne doch Jungs und Mädchen nicht getrennt unterrichten (obwohl es wissenschaftlich erwiesen ist dass die Entwicklung bei den Geschlechtern in unterschiedlicher Geschwindigkeit abläuft). Nein, statt für Gleichberechtigung im Unterricht zu sorgen mischt man die Klassen. Dann muss man auch nicht auf die Schüler abgestimmten Unterricht abhalten, sondern trifft sich irgendwo in der Mitte der verschiedenen Ansprüche - und hält Unterricht der weder für Mädchen, noch für Jungs geeignet ist.
Die Disziplin wirft man zur Sicherheit gleich mit über Bord, und erfindet für Eltern das Schlagwort der "antiautoritären Erziehung", das diese nun vorschieben können wenn sie sich nicht um ihre Brut kümmern wollen. Aber wer braucht schon ein Unrechtsbewusstsein, wenn er seine Persönlichkeit frei entfalten kann? Die Lehrer ermahnt man noch, möglichst nett und freundlich zu sein, wer stört kommt nicht mehr vor die Tür sondern wird umgesetzt, und wer dumm ist bekommt keine schlechten Noten mehr sondern ein beschönigtes Zeugnis, auf dass er im nächsten Jahr wieder die gesamte Klasse mit seinen dämlichen Fragen belästigen kann. Aber dumme Fragen zählen ja neuerdings auch als mündliche Mitarbeit, ganz egal dass man dadurch die Schüler benachteiligt die spätestens bei der ersten Wiederholung begriffen haben worum es geht.
Egal ist auch, dass die Fächernamen ursprünglich einmal deren Inhalt aufzeigen sollten. In meiner Schulzeit wurde etwa im Religionsunterricht das Thema "Drogen" behandelt - jedenfalls dann wenn der Lehrerin von der Klasse Beachtung geschenkt wurde. "Drogen" waren auch in Politik ein gerne gesehenes Thema, die kamen direkt nach dem Aufbau einer Kläranlage und einer groben Darstellung des Wasserkreislaufes dran. Unwichtige Themen wie beispielsweise Aufbau und Entstehung der Bundesrepublik, das Grundgesetz, oder gar die Parteienlandschaft wurden natürlich ausgelassen.
Der Wasserkreislauf wurde dann immerhin in Erdkunde genauer besprochen, danach war dort der Nahostkonflikt an der Reihe. Ja, in Erdkunde.
Den zweiten Weltkrieg kenne ich aus dem Geschichtsunterricht höchstens vom Hörensagen, vielleicht noch indirekt durch das (zum Erbrechen behandelte) Thema der Judenverfolgung, und die Hälfte aller im Deutschunterricht gelesenen Bücher waren Übersetzungen aus dem Englischen. Man kann sich wohl denken dass ich die Anzahl der fähigen Lehrer aus meiner Schulzeit an einer Hand abzählen könnte - das ginge auch nach zwanzig Jahren Dienst im Sägewerk. Sehr unvorsichtigem Dienst, wohlgemerkt.
Aber was tut Vater Staat für das Bildungswesen? Den Etat kürzen, um hirnrissige Subventionen bezahlen zu können. Oder um das Arbeitsamt umzubenennen. Oder Statistiken auf kreative Weise schön zu rechnen.
Und wenn Referendare in die Klassen kommen, werden die Schüler ermahnt bloß nett und freundlich zu sein, damit die unfähigen Idioten auch ganz sicher der nächsten Generation die Bildung versauen können - und die Schüler gehorchen nicht ihrer guten Erziehung wegen, sondern weil der Referendar sie bei bestandener Prüfung mit Süßkram versorgt. Und wenn dann wieder eine Berliner Hauptschule in den Nachrichten ist, dann sind alle schockiert und betroffen, aber niemand hat es kommen sehen. Wie auch.
1 Kommentar:
Die "heutige" Jugend war schon immer die schlimmste.
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